Margriet ist 38, Mutter von zwei Jungen im Alter von vier und sechs. Sie liebt ihre Kinder und zeigt das – buchstäblich.
Jeden Morgen und Abend bekommen ihre Söhne einen Kuss. Nicht auf die Stirn oder die Wange, sondern einfach direkt auf den Mund.
Für Margriet ist das liebevoll, zärtlich und vollkommen normal. Aber nicht jeder in ihrem Umfeld sieht das so.
„Warum sollten wir damit aufhören?“
Sie macht das seit der Geburt. Damals waren es sanfte Babyküsschen. Jetzt sind es kurze, spontane Momente der Zuneigung.
Aber ihre Freundinnen schauen immer öfter seltsam darauf. „Das macht man doch nicht mehr, wenn sie vier sind?“
Margriet versteht die Aufregung nicht. „Warum sollte Liebe plötzlich distanzierter werden, sobald dein Kind größer wird? Das ist doch erst seltsam.“
Sie findet es eher traurig, dass es ein Alter geben sollte, in dem man als Mutter mit Zärtlichkeiten aufhören muss.
„Wir sind keine Amerikaner“
Laut Margriet ist es ein Kulturproblem. „In den Niederlanden ist körperliche Zuneigung schnell unangenehm. Alles muss so nüchtern, so sachlich sein.“
In anderen Ländern ist es vollkommen normal, dass Eltern ihre Kinder küssen. „Wir tun hier so, als wäre es sofort etwas Merkwürdiges.“
Sie nennt es Prüderie im Übermaß. „Erst sagen wir, dass Kinder mehr Liebe brauchen, aber dann darf es plötzlich nicht mehr körperlich sein.“
Urteile ohne Kontext
Ihre Freundinnen finden es „zu intim“. Sogar Familienmitglieder haben Bemerkungen gemacht. „Ich wäre ‚zu nah‘ an meinen Kindern.“
Margriet wird darüber wütend. „Als ob ich etwas Falsches mache, weil ich es wage, meine Kinder zu umarmen und zu küssen.“
Sie findet es heuchlerisch. „Kinder dürfen stundenlang auf einen Bildschirm starren, aber ein Mutterkuss auf den Mund ist dann plötzlich grenzüberschreitend?“
Sexualierung des Normalen
Für Margriet geht es über die Erziehung hinaus. Sie sieht es als Symptom einer Gesellschaft, die alles sexualisiert – sogar Mutterliebe.
„Wir können keine liebevollen Berührungen mehr sehen, ohne etwas Verdächtiges dahinter zu vermuten. Das ist erst krank.“
Sie sagt: „Ein Kuss auf den Mund deines Kindes ist keine sexuelle Handlung. Es ist ein Zeichen von Vertrauen und Geborgenheit.“
„Meine Kinder entscheiden mit“
Laut Margriet kommt die Initiative oft von den Jungs selbst. „Sie sagen: Mama, Küsschen, und dann machen wir das. Nichts Komisches dabei.“
Wenn sie es nicht mehr wollen, hört es auf. Aber bis dahin weigert sie sich, sich dem anzupassen, was „andere finden“.
„Ich bin ihre Mutter, nicht ihre PR-Managerin. Meine Erziehung dreht sich nicht darum, was andere bequem finden.“
Scham ist anerzogen
Margriet denkt, dass viele Menschen selbst eine kalte Erziehung hatten. „Keine Umarmungen, keine Wärme, alles musste cool und stark sein.“
„Und jetzt projizieren sie diese Distanz auf andere, weil sie nie etwas anderes gelernt haben.“
Sie geht es anders an. „Meine Kinder wachsen mit Sicherheit und Liebe auf. Das ist etwas, worauf man stolz sein kann.“
Kein Raum für Zweifel
Die Kritik berührt sie nicht mehr. „Ich bin Mutter, kein Roboter. Wenn meine Söhne mir einen Kuss geben wollen, bekommen sie ihn.“
Wer das nicht versteht, sollte fernbleiben. „Ich passe mich nicht an, weil eine Nachbarin oder Freundin seltsam schaut.“
Laut ihr sollten wir uns nicht fragen, ob ihr Verhalten seltsam ist, sondern warum so viele Menschen es offensichtlich nicht mehr normal finden.
Eine Grenze, die nirgendwo steht
Margriet wird oft gefragt: „Bis zu welchem Alter machst du das?“ Ihre Antwort ist klar: „Bis es sich für uns nicht mehr gut anfühlt.“
Sie setzt keine willkürliche Grenze bei vier, sechs oder acht Jahren. „Liebe kennt keine Altersgrenze, nur gegenseitigen Respekt.“
Wenn ihre Söhne jemals sagen, dass sie es nicht mehr wollen, hört es auf. Aber nicht, weil die Außenwelt es unangenehm findet.
Was denkt der Leser?
Ist Margriet eine liebevolle Mutter in einer kalten Welt, oder ignoriert sie soziale Grenzen, die durchaus existieren sollten?
Sollte die Elternliebe durch die Meinung anderer begrenzt werden, oder durch das Gefühl zwischen Eltern und Kind? Was denkst du?