Mutter und Sohn geraten beim Essen am Tisch aneinander
Natasha ist 44 und hat das Thema zu Hause inzwischen bis zum Überdruss besprochen: Sie wird nicht extra vegan für ihren sechzehnjährigen Sohn Max kochen. In ihren Worten: Alle essen mit, was auf den Tisch kommt. Während pflanzliche Ernährung immer normaler wird, sorgt sie bei ihnen zu Hause gerade für Ärger. Das Thema kommt bei fast jeder Mahlzeit wieder auf und eine echte Lösung gibt es noch nicht.
Wie alles begann
Laut Natasha eskalierte es, nachdem Max eine Dokumentation über die Fleischindustrie gesehen hatte. Sie fand es in Ordnung, dass er bewusster essen wollte, bis er eine Woche später erklärte, fortan vollständig vegan leben zu wollen. Das kam für sie überraschend. Sie mag selbst ein gutes Stück Fleisch und hat keine Lust, ihre ganze Kochroutine auf den Kopf zu stellen.
Die tägliche Realität einer vielbeschäftigten Familie
Natasha arbeitet Vollzeit, hat zwei Kinder und versucht jeden Abend etwas Nahrhaftes auf den Tisch zu bringen. Sie sagt, sie habe schlicht keine Zeit, für alle separat zu kochen. Für sie fühlt es sich unrealistisch an, neben der normalen Mahlzeit auch noch eine vollwertige pflanzliche Variante zu machen. Sie betont, dass es nicht so sei, dass sie Max’ Ideale ablehne, aber dass sie irgendwo eine Grenze ziehen müsse.

Max’ Motivation und Frustrationen
Max ist inzwischen fest entschlossen. Er findet, dass seine Entscheidungen logisch sind: besser fürs Klima, besser für Tiere und seiner Meinung nach auch für seine eigene Gesundheit. Er versteht nicht, warum es so schwierig ist, hin und wieder pflanzlich zu kochen. “Wir leben schließlich im Jahr 2025,” sagt er zu seiner Mutter. In seiner Vorstellung gibt es genug Auswahl im Supermarkt und ein bisschen Entgegenkommen sollte keine unlösbare Aufgabe sein.
Streit um den Teller
Die Stimmung am Tisch verschlechterte sich, als Max das Abendessen regelmäßig stehen ließ. Er bat seine Mutter um vegane Alternativen, doch Natasha fühlte sich unter Druck gesetzt. Sie kocht seit Jahren für die Familie und hatte plötzlich das Gefühl, dass ihr Einsatz nicht mehr geschätzt wurde. Ihrer Meinung nach geht Zusammenleben auch darum, Rücksicht aufeinander zu nehmen – und das gilt eben nicht nur für sie.
Vorsichtiges Ausprobieren, mit Rückschlägen
Trotzdem unternahm Natasha einen Versuch, ihm entgegenzukommen. Sie nahm Max mit in den Supermarkt und ließ ihn Produkte aussuchen. Zu Hause war sie ratlos: Was macht man bloß mit Tofu, wenn man ihn noch nie verwendet hat? Und die Hafermilch erwies sich auch nicht gleich als Erfolg. Max konnte darüber lachen, betonte aber, dass es auf den Willen ankomme. Wenn man es öfter macht, sagt er, wird es von selbst leichter und leckerer.
Wer passt sich wem an?
Natasha bleibt nüchtern. Sie will gern ab und zu Rücksicht auf Max nehmen, aber sie kann nicht jeden Abend zusätzliche Kochzeit einplanen. Ihr Standpunkt: Solange er zu Hause wohnt, setzt er sich zu der Mahlzeit, die sie kocht. Will er wirklich strikt vegan essen, dann soll er sich selbst überlegen, wie er das regelt. Max findet das zu kurz gedacht. Er ist sechzehn, hat kein eigenes Budget und bittet vor allem um Zusammenarbeit.
Generationenkonflikt am Küchentisch
Ihre Diskussion ist für viele Familien nachvollziehbar: Jugendliche, die von Dokumentationen und sozialen Medien inspiriert werden, gegenüber Eltern, bei denen vor allem die praktische Machbarkeit zählt. Natasha fühlt sich manchmal schuldig, weil sie durchaus unterstützen möchte, aber auch will, dass Max lernt, dass sich nicht alles nach seinen Wünschen richtet. Max hingegen will zeigen, dass seine Entscheidung keine Phase ist, sondern eine Überzeugung, die er ernst nimmt.
Suche nach einem gangbaren Mittelweg
Ein wenig Bewegung gibt es doch. Natasha überlegt, Max einmal pro Woche die Küche zu überlassen. Dann kann er zeigen, wie man ohne tierische Produkte etwas Leckeres auf den Tisch bringt, und sie kann dazulernen, ohne gleich alles umwerfen zu müssen. Max findet das einen vernünftigen Plan, solange es kein Trick ist, das Thema abzuhaken. Er hofft, dass seine Mutter sieht, dass er damit versucht, etwas Positives zu bewirken.
Zeit und Verständnis bewirken viel
Wie es ausgeht, weiß niemand. Klar ist aber, dass beiden etwas wichtig ist: Natasha will Ruhe und praktikable Routinen, Max will im Einklang mit seinen Prinzipien essen. Wahrscheinlich liegt die Lösung irgendwo in der Mitte: ein paar feste pflanzliche Tage, ab und zu selbst kochen und nach und nach neue Geschmäcker entdecken. Mit etwas Geduld und gegenseitigem Verständnis kommt man in einem solchen Haushalt oft sehr weit.



