Der erste Schnee wirbelt am Fenster von Jokes Wohnzimmer vorbei. In der Ecke glühen die Flammen in ihrem Holzofen, leise knisternd, genau diese Art von Wärme, bei der man ganz von selbst zur Ruhe kommt. Während man die Kälte draußen sieht, versteht man sofort, warum sie ihn anheizt. In letzter Zeit hört sie jedoch vor allem Kritik.
„Alle behaupten, so ein Ofen sei nicht mehr zeitgemäß, aber ich mache ihn einfach an,“ sagt die 54-Jährige entschlossen, die Hände um eine dampfende Tasse Tee gelegt.
Was Nachbarn sagen und wie sich das anfühlt
Neulich klopften die Nachbarn an. Sie fingen an, über Feinstaub, Gesundheit und das Klima zu reden. Ehe man sich versieht, steckt man mitten in einer Predigt, so beschreibt es Joke. Dann fühlt sie sich fast als Umweltsünderin abgestempelt. „Als würde ich hier eine Fabrik betreiben,“ murrte sie hinterher. „Ich will einfach warm sitzen und das Feuer genießen. Das ist alles.“
Von früher bis heute
Es fühlt sich für sie auch widersprüchlich an, weil sie in einer Zeit aufgewachsen ist, in der ein Holzofen das Normalste der Welt war. Jeder hatte einen; niemand wunderte sich. Jetzt wirkt es plötzlich verdächtig, wenn man sein Haus auf diese Weise beheizt. „Als würde ich etwas falsch machen, nur weil ich mein eigenes Wohnzimmer behaglich mache,“ sagt sie, während sie in die Flammen blickt.
Verantwortungsvoll heizen, und doch Kritik
Joke macht nach eigener Aussage alles richtig: trockenes Holz, guter Zug, Schornstein jährlich gefegt. „Was kann ich noch mehr tun?“ fragt sie sich. Natürlich versteht sie, dass sich die Zeiten ändern und dass das Klima wichtig ist. Aber es reibt, wenn Leute rufen, dass man das alles doch ganz einfach anders machen könne.

Die Realität von 73 Jahren und einer Rente
„Ich bin im Ruhestand,“ sagt sie. „Soll ich jetzt auf einmal Tausende Euro für eine Wärmepumpe hinlegen? Dieses Geld habe ich nicht.“ Man hört es oft: Die Nachhaltigkeitslatte liegt immer höher, aber nicht jeder kann da einfach drüber springen. In den Debatten über die Energiewende fühlen sich ältere Menschen wie Joke oft nicht wahrgenommen.
Zwischen Verständnis und Grenzen
Trotzdem versucht sie mitzudenken. Ihre Enkelin sagte neulich, es gehe vor allem um die Welt von morgen. Das hat sie berührt. „Natürlich wünsche ich ihr eine saubere Zukunft,“ sagt Joke. „Aber warum muss ich dann alles aufgeben, woraus ich jetzt Wärme und Freude schöpfe? Es muss doch einen Mittelweg geben.“
Bessere Alternativen und faire Unterstützung
Ein Freund, der ebenfalls einen Ofen hat, brachte es so auf den Punkt: Wenn man will, dass Menschen umsteigen, muss man für bezahlbare Optionen sorgen. Zum Beispiel Pelletöfen, die tatsächlich erreichbar sind, oder Förderungen, die nicht nur für diejenigen mit viel Erspartem gedacht sind. „Oft fühlt es sich so an, als würde man uns die Schuld geben, aber die Lösungen sind zu teuer oder zu kompliziert,“ sagt Joke. Man kann Menschen nicht zwingen, wenn die Alternative unerreichbar ist.
Nuancen in der Heiz-Debatte
Joke ärgert sich über das Über-einen-Kamm-Scheren. Es gibt durchaus Heizpraktiken, die nicht in Ordnung sind: nasses Holz, Müll im Ofen, Rauch, der überall durchzieht. Aber so macht sie es nicht. „Ich passe wirklich auf,“ betont sie. „Wenn man sorgfältig heizt, macht das enorm viel aus.“ Dennoch bekommt sie oft dieselbe Kritik wie Menschen, die es tatsächlich falsch machen.
Reden hilft mehr als mit dem Finger zeigen
Sie ist gern bereit, das Gespräch zu führen. „Ich höre anderen wirklich zu,“ sagt sie. „Oft fühlt es sich jedoch einseitig an, als würde meine Situation nicht zählen.“ Ihr Vorschlag ist einfach: Komm vorbei, setz dich ans Feuer und redet miteinander. Man darf ruhig kritisch sein, aber dann bitte auch wirklich zuhören.
Wärme, die über die Gradzahl hinausgeht
Für Joke ist dieser Ofen mehr als ein Gerät. Er erinnert sie an früher, an das Haus ihrer Mutter, in dem der Herd das Herz der Familie war. „Es ist Tradition,“ sagt sie, „ein Stück Zuhause.“ Die Wärme ist nicht nur körperlich, sondern auch emotional. Das legt man nicht einfach beiseite.
Ihre Wahl, ihr Haus
Am Ende ist sie entschlossen: Solange sie verantwortungsvoll heizt, bleibt der Ofen an. Die Außenluft respektieren und sich zugleich warm halten – darin will sie die Balance finden. „Sollen die Leute doch reden,“ sagt sie mit einem kleinen Lächeln. „Das ist mein Haus. Und darin treffe ich meine eigenen Entscheidungen.“



