Jetzt ist der richtige Zeitpunkt: Schnitt im Spätherbst
Wenn das Laub gefallen ist, siehst du endlich, was in deinem Garten vor sich geht. Das macht den November und oft auch den Dezember zu prima Schnittmonaten. Vor allem wenn du Obst im Garten hast, verhilft dir ein guter Schnitt im nächsten Jahr zu einer besseren Ernte. Wichtigste Voraussetzung: Es darf nicht frieren. Liegt die Temperatur über Null, kannst du loslegen.
Grundregeln: scharfes Werkzeug und gutes Timing
Schneiden fördert Wachstum und Blüte, aber nur, wenn du sauber arbeitest. Verwende wirklich scharfe Gartenscheren und Sägen, damit die Wunden glatt sind und weniger anfällig für Pilze und Krankheiten. Viele Pflanzen bilden bereits früh im Frühjahr Knospen; deshalb ist ein Schnitt im Herbst praktisch. Wartest du zu lange, brechen diese zarten Knospen leichter ab.
Rosen: jetzt halbieren, im Frühjahr fein nachschneiden
Rosen kannst du im Dezember bereits auf etwa die Hälfte zurücksetzen. Im März folgt der eigentliche Formschnitt: Schneide bis zum zweiten nach außen gerichteten Auge zurück. Extratipp für kräftige Rosen: Lege im Dezember rund um die Veredlungsstelle eine etwa 8 Zentimeter dicke Schicht aus altem Stallmist. Das ist Winterschutz und zugleich ein Nährstoffschub für das Frühjahr.
Apfel, Birne und Quitte: Obstbäume in der Ruhephase schneiden
Apfelbäume schneidest du idealerweise zweimal: einmal im Sommer und einmal in der Ruhezeit (ab Laubfall bis zum frühen Frühjahr). Bei diesem Winterschnitt darfst du ruhig rigoros sein: Entferne tote, kranke und sich kreuzende Äste, kürze lange Triebe um die Hälfte ein und entferne möglichst viele überflüssige Fruchtsporne (die knubbeligen, dicken Austriebe), indem du sie dicht am Hauptast abschneidest. Halte das Innere des Baumes offen und schneide nach innen wachsende Äste heraus. Sobald der Saftfluss im Frühjahr wieder in Gang kommt, endet die Schnittperiode.
Bei Birnen kannst du die Hauptäste auf etwa die Hälfte zurückschneiden und die kräftigen Seitentriebe des vergangenen Jahres auf zwei bis drei Knospen einkürzen. Dünne die dünneren Äste aus, damit die Energie in die Fruchtsporne fließt. Die Quitte reagiert gut auf ein Einkürzen um ein Drittel und das Auslichten schwacher Äste, um die Krone zu öffnen.

Brombeeren, Stachelbeeren und Kiwi: Verjüngungsschnitt
Steht dein Brombeerstrauch noch voller Ruten, die dieses Jahr getragen haben? Die dürfen bis zum Boden weg. Lass vier kräftige neue Triebe stehen und binde sie auf. Das geht jetzt oder, wenn das nicht klappt, früh im Frühjahr vor dem Neuaustrieb.
Stachelbeeren schneidest du, indem du alte, tragende Äste entfernst und maximal sieben junge, kräftige Triebe stehen lässt. Bei Kiwis entfernst du etwa ein Drittel des ältesten Holzes bis dicht an den Stamm und kürzt die übrigen Seitentriebe auf vier bis fünf Knospen ein.
Laubbäume und Kopfweiden
Laubabwerfende Bäume profitieren mitunter vom Auslichten der Krone, damit mehr Licht hineinfallen kann. Das erreichst du, indem du gelegentlich ein paar größere Äste entfernst. Meist reicht das einmal alle drei bis sechs Jahre. Kopfweiden kappst du zwischen November und März: alles zurück bis auf den Kopf.
Sträucher und Kletterpflanzen: Artenkenntnis lohnt sich
Solange es nicht friert, kannst du die meisten Sträucher und Laubbäume noch prima nacharbeiten. Achtung: Manche Arten, wie die Hortensie, lassen ihre verblühten Blüten als natürlichen Schutz stehen. Prüfe je nach Art, was sinnvoll ist. Schneide Sträucher ohne Stummel: Schneide nicht einfach 10 Zentimeter über einer Verzweigung ab, sondern höchstens 2 Zentimeter, mit einem glatten, geraden Schnitt.
Kletterpflanzen darfst du bis zum kürzesten Tag schneiden, mit Ausnahme immergrüner Frühblüher wie Clematis armandii und Lonicera henryi sowie der Kletterhortensie. Die nimmst du erst nach der Blüte in Angriff. Bist du unsicher? Folge den Etikettenhinweisen der Pflanze.
Wassertriebe und Stockausschläge: weg damit
Schnellwachsende, aufrechte Triebe, die plötzlich erscheinen (Wassertriebe und Stockausschläge), stören die Form und kosten Energie. Schneide sie so tief wie möglich weg. Denke an die Korkenzieherhasel: Lässt du diese Austriebe stehen, übernehmen sie die Oberhand gegenüber den zierenden Ästen.
Sturmschäden vorbeugen – zu spät? Geht noch
Willst du Winterschäden begrenzen, kannst du Sträucher wie den Sommerflieder im Herbst bereits um etwa 50 Prozent einkürzen. Im Frühjahr machst du dann noch einen leichten Schnitt von etwa 25 Prozent. Bäume, die du „eigentlich“ im September oder Oktober schneiden wolltest, wie Linde und Trompetenbaum (Catalpa), kannst du bei mildem Wetter oft noch im Dezember schneiden.
Lieber noch warten: diese Arten nicht schneiden
Lass im Dezember die ABC-Bäume in Ruhe: Acer (Ahorn), Betula (Birke) und Carpinus betulus (Hainbuche) „bluten“ dann; aus den Schnittwunden tritt Saft aus. Das gilt auch für Juglans (Walnuss). Weinreben schneidest du besser vor dem 21. Dezember, am liebsten direkt nach dem Laubfall, bis auf das zweite Auge vom Haupttrieb. Mediterrane Arten wie Olive und Palme verschiebst du auf das Frühjahr. Mehrstämmige Solitäre kannst du im Dezember vorsichtig öffnen, jetzt da sie kahl sind, aber köpfe sie niemals; lichte nur leicht aus und entferne Wassertriebe. Magnolien schneidest du erst nach der Frühlingsblüte, nicht jetzt.



