Wenn Essen plötzlich lebensgefährlich wird
Für die meisten geht es beim Essen um Geschmack, Geselligkeit und Energie. Doch weltweit gibt es Gerichte, die, falsch zubereitet oder unbedacht verzehrt, Leben kosten können. Würdest du ein solches Risiko eingehen? Hier findest du zehn berüchtigte Beispiele – und warum Menschen sie trotz allem weiterhin essen.
Maniok: das „tödlichste Lebensmittel“
Maniok sieht aus wie eine harmlose Wurzel, doch in den Knollen und Blättern stecken cyanogene Verbindungen, die bei roher oder falscher Zubereitung zu Cyanid werden. Das kann zu schweren Vergiftungen führen, unter anderem zu Lähmungen und mitunter zum Tod. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sterben jährlich rund 200 Menschen an Maniokvergiftung – damit trägt dieses Grundnahrungsmittel den zweifelhaften Titel des tödlichsten Lebensmittels.
Dennoch ist Maniok für mehr als 800 Millionen Menschen in etwa 80 Ländern unverzichtbar. Die Pflanze ist trockenheitsresistent, leicht anzubauen und liefert viele Kohlenhydrate. Durch Einweichen, Fermentieren, Trocknen oder gründliches Kochen sinkt der Cyanidgehalt, und Maniok ist sicher zu essen. Für Millionen ist das keine Frage des Muts, sondern des Überlebens.

Fugu: japanische Sensation mit Nervengift
Fugu, der berühmte Kugelfisch, enthält Tetrodotoxin, ein Gift, das als um ein Vielfaches tödlicher als Cyanid beschrieben wird. Eine Vergiftung verläuft rasant: zuerst Kribbeln um den Mund, danach Lähmung; ein Gegenmittel gibt es nicht. Jährlich werden nach japanischen Angaben etwa 50 Menschen vergiftet – oft Amateure oder Fischer – mit einigen tödlichen Verläufen.
Warum essen Menschen ihn trotzdem? Nur speziell ausgebildete und lizenzierte Köche dürfen Fugu zubereiten und entfernen dabei sorgfältig die giftigen Organe. Das leichte, kontrollierte Prickeln, das zurückbleiben kann, macht es für manche besonders reizvoll.
Sternfrucht: riskant bei schwachen Nieren
Sternfrucht enthält Neurotoxine, die die meisten Menschen problemlos verstoffwechseln. Bei Nierenerkrankungen kann sich das Gift jedoch anreichern und innerhalb weniger Stunden Beschwerden wie hartnäckigen Schluckauf, Verwirrung, Erbrechen und in schweren Fällen den Tod verursachen. Mit gesunden Nieren ist Sternfrucht sicher und sogar nährstoffreich: voller Vitamin C, Antioxidantien und Kalium.
Kerne mit Gift
Kirschkerne und Apfelkerne enthalten Amygdalin, das beim Kauen oder Zerkleinern zu Cyanid umgewandelt werden kann. Große Mengen können Schwindel, Übelkeit, Atemprobleme und Schlimmeres auslösen. Einen ganzen Kirschkern versehentlich zu schlucken ist in der Regel harmlos, aber Kerne nicht aufbrechen oder zermahlen.
Grüne Kartoffeln: Solanin-Alarm
Licht lässt Kartoffeln durch Chlorophyll grüner werden – an sich nicht gefährlich. Es kann jedoch mit erhöhten Solaninwerten einhergehen, einem natürlichen Gift, das in großen Dosen Beschwerden verursacht und in extremen Fällen zu Lähmungen oder Koma führt. Schäle grüne Stellen großzügig weg und entsorge Kartoffeln mit starker Vergrünung oder Keimen lieber.
Cashew (und Mango) mit Hautreaktion
Rohe Cashewkerne enthalten Urushiol, denselben Reizstoff wie im Giftsumach. Direkter Kontakt oder Verzehr kann einen juckenden, brennenden Ausschlag auslösen. Die „rohen“ Cashews im Handel sind in Wirklichkeit geschält und erhitzt, wodurch Urushiol entfernt wurde. Achtung: Auch die Mangoschale kann Urushiol enthalten.
Muskatnuss: in kleinen Mengen lecker, in großen gefährlich
Muskatnuss enthält Myristicin, das das Nervensystem beeinträchtigen kann. Eine hohe Dosis kann Halluzinationen, Übelkeit, Herzklopfen und Krampfanfälle auslösen; zwei Teelöffel können bereits tagelange Beschwerden verursachen, und in seltenen Fällen wurden monatelange psychische Störungen beschrieben. In einer Prise für Desserts oder Getränke ist sie unbedenklich.
Wilde Pilze: tödliche Doppelgänger
Einige Arten, etwa der berüchtigte Grüne Knollenblätterpilz, können akut zu Organversagen und zum Tod führen. Nur ein kleiner Teil der giftigen Arten ist tatsächlich tödlich, doch viele sehen essbaren Varianten täuschend ähnlich. Wenn du kein Experte bist, ist es sicherer, Pilze im Laden zu kaufen.
Rhabarber: nur die Stängel
Rhabarberstängel sind köstlich in Kompott, Kuchen und Marmelade. Die Blätter hingegen enthalten viel Oxalsäure; große Mengen können die Nieren schwer schädigen. Halte die Blätter von der Pfanne fern und ab damit auf den Kompost.
Kidneybohnen: erst gründlich durchkochen
Rohe Kidneybohnen enthalten Phytohämagglutinin, ein Toxin, das schnell heftiges Erbrechen und Bauchkrämpfe verursacht; eine Handvoll roher Bohnen kann bereits ausreichen. Kochen bei hoher Temperatur für mindestens 10 Minuten baut das Gift ab. Vorsicht bei Slowcookern auf niedriger Stufe: Das kann die Giftigkeit sogar erhöhen.
Zum Schluss
Gefährliches Essen hat selten mit Prahlerei zu tun; oft geht es um Kultur, Notwendigkeit und Wissen über die Zubereitung. Mit den richtigen Techniken lassen sich viele dieser Risiken vermeiden. Bist du unsicher? Lass das Gericht lieber stehen oder frage eine Expertin oder einen Experten um Rat.



